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Michael Sattlers Denkmal


Als Teilnehmer in einem Kurs am Goethe Institut hatten wir am Samstag frei. Ich beschloss, Rottenburg am Neckar zu besuchen, wo ein Denkmal für den Märtyrer Michael Sattler, einen Täufer aus dem sechzehnten Jahrhundert, steht. Rottenburg am Neckar liegt 130 km südöstlich von Schwäbisch Hall.

Ich bin um viertel vor 9 Uhr morgens von zu Hause losgefahren, leider ein bisschen zu spät, weil der Zug um 9:00 Uhr abfuhr. Johannes Brolich, mein Gastgeber, fuhr mich mit dem Kleinauto zu dem Bahnhof in Schwäbisch Hall-Hessental. Wir kamen zwei Minuten vor neun an!  Und dann mussten wir noch schnell den richtigen Zug finden.  Aber es gelang uns und ich verpasste den Zug nicht. Die Fahrt mit dem Zug dauerte 3 Stunden und ich musste zweimal umsteigen.

Während der Zugfahrt rief ich Mark H. an, der das Denkmal von Michael Sattler im Internet  beschrieben hat.  Er sagte mir Bescheid wie ich hinkommen konnte.  Google Maps war wunderbar um den Ort genau zu finden, und als ich in Rottenburg ankam, stieg ich aus dem Zug und wanderte, ohne mich zu verlaufen, ungefähr einen Kilometer lang, Richtung Süden, wo ich das Denkmal fand.

Michael Sattler war ein Wiedertäufer oder Täufer, der im sechzehnten Jahrhundert lebte. Unter Sattlers Führung entstanden die Schleitheimer Artikeln, neun Punkte, an die die Hutterer und andere Wiedertäufer Gruppen heute noch glauben.

Er wurde gefangen, und am 21. Mai 1527, wurde er vors Gericht geführt und verteidigte sich gegen neun Anklagepunkte. Zum Beispiel, er hätte „gelehrt das die Kindertauf nicht notwendig zur Seligkeit sei“ und „dass das Leib und Blut Christus nicht im Sakrament seien“.

Er sagte dem Richter, wenn sie „mit der Heiligen Schrift zeigen, dass wir irren und im Unrecht sind, wollen wir gern davon abstehen und widerrufen…So uns aber kein Irrtum nachgewiesen wird, hoffe ich zu Gott, ihr werdet euch bekehren und euch lehren lassen.“

Aber diese Rede gefiel den Richtern nicht und der Stadtschreiber antwortete: „Du ehrloser, verzweifelter Bösewicht und Mönch, sollte man etwa mit dir disputieren? Ja, der Henker wird mit dir disputieren, das glaube ich.“

Sein Urteil war wie folgend:

„Zwischen dem Anwalt kaiserlicher Majestät und Michael Sattler ist als Recht erkannt worden, daß man Michael Sattler dem Henker in die Hand geben soll. Der soll ihn auf den Platz führen und ihm die Zunge abschneiden, danach auf einen Wagen schmieden und dort zweimal mit glühenden Zangen seinen Leib reißen und danach, wenn man ihn vor das Tor bringt, ihm gleicherweise fünf Griffe geben.“

Michael Sattler wurde gefoltert und dann als Ketzer auf dem Scheiterhaufen zu Pulver verbrannt.

Das Denkmal ist außerhalb der Stadt Rottenburg, an einem Ort der Galgenbuckel genannt wird.  Dort nicht weit von dem reifenden Weizen und zwei Meter hohem Mais lag das Denkmal.  Vorne, aus dem großen Stein gehauen, stehen die Wörter “1527 – Michael u Margarethe Sattler. Sie starben für ihren Glauben.”

Auf der Rückseite des Steins steht der folgende Text:

Der Täufer Michael Sattler wurde am 20. Mai 1527 nach schweren Folterungen hier am “Galgenbuckel” durch Verbrennen hingerichtet.  Er starb als aufrechter Zeuge Jesu Chrisi.  Seine Frau Margaretha und andere Gemeindemitglieder wurden ertränkt und verbrannt. Sie traten ein:

Für die Taufe derer die Christus Nachfolgen wollen Für eine unabhängige Gemeinde der Glaubenden Für die Friedensbotschaft der Bergpredigt.

Michael Sattlers letzte Worte bei der Urteilsverkündigung: Ich bin nicht gesandt über das Wort Gottes zu rechten.  Wir sind gesandt, davon zu zeugen deshalb werden wir uns unter kein anderes Recht begeben….so wir uns aber dem Gericht nicht entziehen können, sind wir bereit um des Wortes Gottes willen zu leiden was uns zu leiden aufgelegt ist.

Man kann sich heute nicht mehr vorstellen wie stark der Glauben einiger Wiedertäufer war. Aber sie hatten keine Wahl: Entweder ihren Glauben wiederrufen oder sterben, und für viele war das Wiederrufen keinen Option. Ihr Blut das sie vergossen haben, war Zeuge für ihren Glauben und heute, als Hutterer, können wir viel von ihrer Standhaftigkeit lernen.

Danke Judit Szlkenr, für die Hilfe bei der Korrektur

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